Montag, 8. September 2008

Kinderfest mit Tokio Hotel

Langenhagen: Kinderfeste mit Tokio Hotel

Die 14-jährige Viktoria Dräger ist ein Tokio-Hotel-Fan wie Millionen andere Teenager. Aber sie hat mit den beiden Galionsfiguren der erfolgreichen deutschen Band schon gespielt, als die noch in Krähenwinkel in den Kindergarten gingen.

Von 1993 bis kurz vor der Einschulung 1996 waren die eineiigen Zwillingsbrüder Bill (heute Gesang) und Tom (Gitarre) im Birkenweg 66b zu Hause und feierten mit den Nachbarskindern Geburtstage.

Viktoria wohnt heute noch schräg gegenüber. „Wir hatten eine große Wanne, in der die Zwillinge gern gebadet haben“, erzählt Viktorias Mutter Sabine Dräger. „Danach sind sie dann im Bademantel schnell über die Straße nach Hause gehuscht.“

Als Viktoria noch klein war, hat Simone Kaulitz, die Mutter der beiden Brüder, auf sie aufgepasst, wenn die Eltern mal wegmussten. Kaulitz arbeitete als Tagesmutter, ihr Mann als Lasterfahrer für einen Langenhagener Baumarkt. Wegen dieses Jobs waren die Eltern von Ostdeutschland hierher gezogen.

„Der Lastwagen stand abends immer vor der Haustür“, erinnert sich Sabine Dräger. Auch ein paar Häuser weiter, bei Familie Weigert, gingen die Jungs ein und aus. Tochter Melanie besuchte mit ihnen zusammen den Kindergarten.

„Bill war immer schon der Femininere von den beiden“, sagt Mutter Petra Weigert. Bill, der heute grell geschminkt auftritt und sich ein androgynes Image gibt, hat sich schon damals gern verkleidet; nicht wie die anderen Jungs als Cowboy oder Ritter – ein Fastnachtsfoto zeigt ihn als Wahrsagerin Esmeralda.

„Er hatte immer die fantasievollen Kostüme“, schwärmt Petra Weigert. Die hat ihm seine Mutter genäht, die wegen ihrer handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten in der Nachbarschaft berühmt war. Gerne wurden ihre Dienste in Anspruch genommen, wenn ein tolles Hochzeitskleid gebraucht wurde.

Die Wand des Kinderzimmers der Zwillinge schmückte eine von der Mutter gemalte Micky Mouse – mit E-Gitarre in der Hand.

„Die beiden waren immer sehr pingelig mit ihren Sachen“, sind sich die Drägers und Weigerts einig. An seine Barbie-Puppe im Meerjungfrauen-Look habe Bill niemanden gelassen. „Vor allem durfte man ihr nicht an die Haare kommen“, sagt Petra Weigert. „Aber wegen seiner Vorliebe für Puppen war Bill damals schon beliebt bei den Mädchen.“

Die Öffentlichkeit haben die beiden früher schon nicht gescheut. Mehrfach haben sie bei Kindermodenschauen für eine Langenhagener Kinderboutique auf dem Laufsteg gestanden. Und etliche Krähenwinkeler saßen vorm Fernseher, als die beiden in einer NDR-Serie ihren ersten Kurzauftritt hatten. „Immer adrett, aber auch ein bisschen extravagant“, beschreiben die Krähenwinkeler Bill und seinen zehn Minuten jüngeren Bruder Tom. Ihre Markenzeichen waren Piratenkopftücher.

Gerne hätte Petra Weigert ihre jungen Gäste mal toll bekocht: „Aber wenn sie bei uns waren, wollten sie immer nur Nudeln mit Ketchup.“

von Stefan Kohl

Dunkler Fleck in der Biografie

Schöne Erinnerungen mit bitterem Nachgeschmack: Die beiden Tokio-Hotel-Musiker Tom und Bill Kaulitz wollen offenbar nichts mehr von ihrer Krähenwinkeler Vergangenheit wissen.

In den Biografien klafft ein schwarzes Loch: Geboren in Leipzig, aufgewachsen in Magdeburg, heißt es meist. Auch die Plattenfirma mauert.

Auf Anfrage der Nordhannoverschen teilte diese mit, die Musiker wünschen keine Berichte über ihre Kindheit in Krähenwinkel, deshalb gebe es weder Fotos noch Material und schon gar kein Interview. Erst bei Bills Auftritt in der Casting-Sendung Starsearch haben die Krähenwinkeler wieder Notiz genommen von ihren ehemaligen Nachbarn.

Vom Aufstieg der Band erfuhren sie aus der Zeitung. Alle Versuche, übers Internet und über Jugendzeitschriften mit den Zwillingen in Kontakt zu kommen, sind fehlgeschlagen. Trotzdem sind die Exnachbarn Petra und Tochter Melanie Weigert zum ersten großen Konzert der Band nach Magdeburg gefahren. Rangekommen an die Zwillinge sind sie dabei so wenig wie Tausende andere Fans.

„Drei Monate nach dem Wegzug wegen der Trennung von ihrem Mann hat Simone Kaulitz bei mir angerufen und gesagt, dass sie keinen Kontakt mehr will. Sie wolle mit ihrer Vergangenheit abschließen“, erzählt Petra Weigert. „Es kommt mir vor, als würde alles als böse Zeit abgestempelt“, sagt Nachbarin Sabine Dräger bedauernd. „Dabei haben wir hier doch so viel Schönes gemeinsam erlebt.“

Viktoria Dräger ist bekennender Fan ihrer ehemaligen Spielgefährten. Lange hatte sie im Zimmer einen Starschnitt hängen, bis der an den Rändern ganz ausgefleddert war. Am vergangenen Wochenende durfte sie zum großen Fantreffen nach Köln reisen, wo immerhin Doubles ihrer alten Freunde aufgetreten sind. „Die Band ist einfach toll“, sagt sie. Besonders gefallen ihr die deutschen Texte: „Nicht bloß Tralala, wie bei den meisten.“




SN Online: Childrens festival with Tokio Hotel

Langenhagen: children’s festival with Tokio Hotel

The 14-year-old Viktoria Dräger is a Tokio Hotel fan like millions of other teenagers. But she’s already played with the two figures of the successful band from when they still used to go the kindergarten in Krähenwinkel.

From 1993 until shortly before the start of 1996, the identical twin brothers Bill [now vocals] and Tom [guitar] celebrated with the neighborhood’s children birthday parties when they were still in Birkenweg 66b at home.

Viktoria still lives opposite. “We had a large tub in which the twins liked to bathe in,” says Viktoria’s mother Sabine Dräger. “Then they quickly ran home across the street dressed in a bathrobe.”

When Viktoria was still small, Simone Kaulitz, the mother of two brothers, used to take care of her when the parents had to leave for a bit. Kaulitz worked as a day mother, her husband as a truck driver for a Langenhagener DIY store. For the parents, this job was the reason for their move from East Germany to here.

“The truck was always parked in front of the front door in the evenings,” recalls Sabine Dräger. Even a few doors down, the boys went in and out from the Weigert family. Daughter Melanie visited with them kindergarten.

“Bill has always been the feminine one of the two,” says mother Petra Weigert. Bill, with his now androgynous image and flamboyant make-up style, has always liked to dress up; not like the other boys as a cowboy or knight - a carnival photo shows him as the fortune teller Esmeralda.

“He’s always had the imaginative costumes,” raves Petra Weigert. His mother sewed them for him, seeing as she was famous in the neighborhood for her artistic skills and craft. Her services were gladly taken in any case, such as if a fantastic wedding dress was needed.

On the wall of the children’s room from the twins was a Mickey Mouse painted from their mother - with an electric guitar in his hand.

“The two were always very fussy with their stuff,” the Dräger and Weigerts agree. Bill never allowed anyone to touch his Barbie with the mermaid look. “Above all, no one should get to her hair,” says Petra Weigert. “But because of his fondness for dolls, Bill was already very popular by the girls.”

Already back then the two weren’t afraid of being the center of attention. Often have they been down the runway as child models for a childrens boutique in Langenhagner. And many Krähenwinkeler sat in front of TV as the two made their first appearance in an NDR series. “Always neat, but also a little bit extravagant,” describes the Krähenwinkeler Bill and his ten minutes younger brother Tom. Their trademark was pirate headscarves.

Petra Weigerts would have loved to cook for her young guests: “But if they were with us, they only wanted noodles with ketchup.”


Dark spot in the biography

Nice memories with a bitter aftertaste: The two Tokio Hotel musicians Tom and Bill Kaulitz seem to not want to know anything about their past in Krähenwinkel.

There is a black hole in their biographies: Born in Leipzig, grew up in Magdeburg as it’s often told. Even the record company blocks off on that.

On request from the Nordhannoverschen, they informed that the musicians did not wish to have any reports about their childhood in Krähenwinkel, thus leading to why there are no photos, material and definitely no interviews. Only after Bill’s performance in the casting show Starsearch did the Krähenwinkler take note of their former neighbour.

They heard about the band’s success in newspapers. All contact attempts to the twins through the internet and youth magazine have failed. But even so, ex-neighbour Petra and daughter Melanie Weigert still went to their first big gig in Magdeburg. Like many thousands of other fans, they weren’t able to get near the band.

“Three months after they had moved due to the separation from her husband, Simone Kaulitz called me and said she doesn’t want to have anymore contact. She wanted to close off with her past.”, explains Petra Weigert. “I got the impression that she stamped off that time as bad.”, says neighbour Sabine Dräger regretfully.” Although, we did experience so many nice things together.”

Viktoria Dräger is an open fan of her past play mates. She’s long had up a star cut in her room before it started to tear and curl on the edges. Last weekend she was allowed to take part in a big fan meeting in Cologne, where at least there were doubles of her old friends. “The band is simply amazing.” she says. She especially likes the German lyrics: “Not all tralala unlike the most.”
Translated by Lenny

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